Susanne Lettner ist seit April 2016 MINT-Botschafterin für die Initiative ‚MINT Zukunft schaffen!‘. Sie ist Jury-Mitglied für die beiden Signets ‚MINT-freundliche Schule‘ und ‚Digitale Schule’ und ist seit Juli 2020 verantwortlich für den LinkedIn-Auftritt der Initiative. Seit Jahren engagiert sie sich aktiv für den Praxistransfer und die Wissensvermittlung im MINT-Bereich und ist Co-Founder des Projekt DigiMINTKids, das sich der frühkindlichen Bildung widmet.

Susanne, warum engagierst Du Dich als MINT-Botschafterin?

Die Aktivitäten und Förderungsprogramme von ‚MINT Zukunft schaffen!‘ sind wichtig und nachhaltig, daher unterstütze ich gerne die Initiative als MINT-Botschafterin. Denn ‚MINT Zukunft schaffen!‘ hilft Schüler*innen, Azubis und Studenten*innen sich an den MINT-Bereich heranzutrauen und macht sie auf einen attraktiven Arbeitsplatz z.B. in der Wirtschaft oder Forschung aufmerksam. Wir brauchen Mädchen und Jungen, die sich mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gerne beschäftigen und auskennen. Sie sind unsere Zukunft und für den Technologiestandort Deutschland als gut ausgebildete Fachkräft, kreative Ideengeber und Innovatoren essenziell.

Was mir auch gut gefällt ist, dass ich mich als MINT-Botschafterin aktiv im Netzwerk von ‚MINT Zukunft schaffen!‘ einbringen kann. Sei es durch meine Tätigkeit als Jury-Mitglied für die beiden Signets ‚MINT-freundliche Schule‘ und ‚Digitale Schule’ oder auch dass ich gemeinsam mit Dir und Thomas die LinkedIn-Seite von ‚MINT Zukunft schaffen!‘ betreue. Durch unseren internen Messenger Mattermost kann ich mich gut mit anderen MINT-Botschaftern und MINT-Aktiven vernetzen, um mich so über aktuelle Projekte und Events auszutauschen und gemeinsame Aktivitäten im MINT-Bereich anzustoßen.

Wie schafft man es, mehr junge Menschen für mathematische – naturwissenschaftliche – technische Berufe zu begeistern?

Exkursionen oder Vorträge bei Schulen/Hochschulen sind eine gute Möglichkeit das Interesse bei jungen Menschen zu wecken und den ersten Kontakt aufzubauen. Meine Erfahrung im Forschungsbereich hat gezeigt, bei MINT-Events z.B. beim Girls’Day oder Karriere-Infotagen möglichst verschiedene Programmpunkte einzuplanen und ein abwechslungsreiches Programm zu bieten – wie eine Führung durch die Forschungseinrichtung, eine Diskussionsrunde und auch einen praktischen Teil. In der Diskussionsrunde können die Teilnehmer*innen viele Fragen stellen und die Arbeitnehmer*innen berichten authentisch von ihrem Berufsweg und Arbeitsalltag z.B. welche Herausforderungen es gibt und an welchen spannenden Projekten sie gerade arbeiten. Gut kommt auch immer der praktische Teil an, bei dem die Teilnehmer*innen selbst aktiv werden dürfen.

Neben Berufsinfo-Veranstaltungen sind auch Praktika (für Schüler/Studenten), Abschlussarbeiten (Bachelor/Master) oder Duale Studien eine gute Möglichkeit, junge Talente für MINT zu begeistern und ihnen ganz automatisch den Arbeitsplatz im MINT-Bereich näher zu bringen.

Damit der Austauch überhaupt zustande kommt, ist eine gute Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Schulen/Hochschulen Grundvoraussetzung. Arbeitgeber und Bildungseinrichtungen sollten sich partnerschaftlich begegnen, denn von der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten nachhaltig.

Du bist Co-Gründerin vom Projekt DigiMINTKids. Was sind die Schwerpunkte? 

Wir haben DigiMINTKids gegründet, um einen Fokus auf die digitale (Medien-)Bildung und die MINT-Fächer im frühkindlichen Bereich (2-10 Jahre) zu legen. Zu unserem Projekt gehören das Kinderhaus DigiMINTKids, der Netzwerkstandort ‚Haus der kleinen Forscher Amberg-Sulzbach‘ und das DigiMINTNetzwerk, dem Experten*innen aus verschiedenen Institutionen angehören. Unser Projekt ermöglicht eine innovative Vernetzung in unserer Region.

Gerade jetzt in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig digitale Medien-Kompetenzen sind. In der Schule beim Home-Schooling oder in der Arbeitswelt beim Home-Office ist es notwendig, mit digitalen Tools sicher umgehen zu können. Bei den DigiMINTKids können Kinder z.B. unter Anleitung Tablets nutzen, um Lernspiele zu machen/ Alltagserlebnisse visuell und akustisch zu dokumentieren oder mit Robotern das Programmieren zu lernen. Dabei steht im Fokus, den Kindern zu vermitteln, wie man Technik positiv, sicher und kreativ einsetzen kann, anstatt Technik als Konsummittel zu verstehen. Auch werden den Kindern die Risiken aufgezeigt und ein sicherer Umgang mit digitaler Technik gelehrt. Daneben finden MINT-Experimente und Aktivitäten statt, die alltagsintegriert eingebunden sind.

Was war die Motivation für die Gründung von DigiMINTKids?

Ein Beweggrund war das Thema Chancengleichheit in der Bildung. Kinder haben ein Recht auf Bildung von Anfang an. Sie sollen sich gemäß den eigenen Kompetenzen und Interessen entwickeln können und dabei bestmögliche Bildungsbegleitung und -unterstützung erfahren. Im Rahmen von Bildungspartnerschaften sind interne und externe Experten*innen bei unserem Projekt DigiMINTKids beteiligt, die mit Leidenschaft ihre Arbeit tun und ihr Wissen und Können an die Kinder weitergeben und mit anderen teilen. Dabei werden auch Eltern und weitere Familienmitglieder bewusst einbezogen. Hier sehen wir große Chancen, auch Erwachsenen Einblicke, Erprobungs- und Bildungsmöglichkeiten anzubieten. 

Ebenso möchten wir den im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan verankerten Bildungsauftrag Digitale Bildung/ MINT-Bildung mehr Bedeutung und Gewicht verleihen. Die Bereiche digitale Bildung und MINT-Bildung sind zukunftsweisend und werden einen immer höheren Stellenwert in der Erziehungsarbeit einnehmen. Bereits junge Kinder erkunden ihre analaoge und digitale Umgebung, stellen dabei viele DigiMINT-Fragen. Durch einen alltagsintegrierten, spielerischen und kreativen Einsatz digitaler Medien wird bei DigiMINTKids in der frühen Bildung auf diese Fragen eingegangen. Die Bildungsprozesse im frühkindlichen Bereich stärken die Kinder über MINT und Digitale Medien hinaus in allen Kompetenzen.

Im Zusammenhang mit MINT gibt es immer noch Trugschlüsse in Köpfen der Menschen: MINT-Macher sind keine „Dichter und Denker“. MINT-Themen sind fern von den Menschen und furchteinflößend. MINT-Berufe sind nichts für Frauen. Wie können wir ein Umdenken aus Deiner Sicht erreichen?

Um ein positives Image für den MINT-Bereich zu bekommen, helfen gute Beispiele aus der Praxis. Berichterstattungen in den Medien können zeigen, dass ein Arbeitsplatz im MINT-Bereich kreativ und abwechslungsreich ist. Das ermöglichen Präsentationen über herausragende, innovative Projekte oder Vorstellungen von Personen, die authentisch ihre Berufstätigkeit vorstellen. Gerade auch zu zeigen, dass Frauen im MINT-Bereich aktiv vertreten sind, hilft Mädchen sich selbstbewusst für diesen Bereich zu entscheiden. Ein Umdenken in der Öffentlichkeit tritt ein, wenn gute Beispiele bekannt sind. Glaubwürdige Informationen bauen Klischees ab.

Liebe Susanne, vielen Dank für das Gespräch.


Weiterführende Informationen: