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MZs: Herr Teibrich, Sie haben ein duales Studium absolviert im Bereich Informatik, wo ist der Unterschied zu einem normalen Studium und warum genau haben Sie das gewählt?

Alexander Teibrich: Ich habe mich für das duale Studium bei IBM entschieden, da mich der hohe Praxisbezug gereizt hat: Da sich im dualen Studium jeweils dreimonate Studienphasen mit ebenso langen Praxisphasen im Betrieb abwechseln, hatte ich die tolle Gelegenheit in 6 ganz unterschiedliche Abteilungen hineinzuschnuppern. Vom Verkaufsgespräch im deutschen Bundesrat über Projektmanagement bis zur Mitentwicklung des Online-Shops eines großen deutschen Bekleidungsunternehmens war alles mit dabei.

Dadurch hat man schon während des Studiums eine sehr gute Vorstellung davon, wie der Arbeitsalltag danach aussehen könnte, ob der Vertrieb zu einem passt, oder vielleicht eher die Entwicklung. Durch die vielen Praxisphasen fehlt aber die Zeit für manche vertiefende, theoretische Studieninhalte.

Viele meiner Kommilitonen hat das nicht gestört. Sie haben darin sogar einen Pluspunkt gesehen. Für mich war es aber ein Grund danach noch einen Master an einer normalen Uni zu machen, was insgesamt eine optimale Kombination war.

MZs: Sie arbeiten bei SAP, dem größten Deutschen Software-Unternehmen. Oft wird der Brain Drain besprochen, wie gelingt es uns, Talente in Deutschland zu halten. Merken Sie davon etwas in ihrem persönlichen Umfeld, bei ehem. Studienkollegen? Wo sind die Vorteile, Nachteile in Deutschland, Europa zu bleiben oder sich für Silicon Valley oder möglicherweise sogar Asien zu entscheiden?

Alexander Teibrich: Ich nehme die hohe Durchlässigkeit und Internationalität des Jobmarkts im IT-Sektor nicht als negativ konnotierten „Brain Drain“ war, sondern viel mehr als große Chance: Ein Kommilitone von mir arbeit z.B. bei Facebook in London, andere bei Microsoft und Google; wieder andere in Australien, Irland oder auch in den USA. Gleichzeitig arbeite ich hier in Potsdam bei SAP vor Ort mit Kollegen aus über 20 Nationen zusammen.

Für Absolventen und Arbeitnehmer ist das sicherlich ein tolles Signal, zeigt es doch dass die Wahl des Arbeitsorts letztlich eine persönliche Entscheidung werden kann und man sich mit einem Abschluss im IT Bereich nicht an Unternehmen, Regionen oder Nationen bindet. Die meisten Arbeitgeber gehen inzwischen auch auf die daraus entstehenden Herausforderungen und die Erwartungen ihrer Angestellten ein und bieten neuen Mitarbeitern z.B. Sprachkurse und Hilfe bei der Visumsbeantragung, bei der Wohnungssuche und auch beim Umzug an.

MZs: Stellen Sie sich vor, ein Schüler, eine Schülerin liest dieses Interview und möchte einen Rat von ihnen haben. Warum sollte man sich für einen Informatik-Beruf entscheiden?

Alexander Teibrich: Man sollte sich immer für ein Studium entscheiden, dass einen persönlich reizt und fachlich anspricht. Ein sicherer Arbeitsplatz und ein gutes Gehalt sind dann eher das Gimmick am Rande. Wer aber gerne abstrakt denkt und Spaß an logischen Rätseln hat, ist in der Informatik vielleicht ganz gut aufgehoben und sollte sich nicht von der Mathematik und Theorie dahinter abschrecken lassen – letztlich spielt die im Beruf und selbst im Studium die kleinste Rolle.

Software im Team mit 10, 100 oder 1000 Leuten zu entwickeln macht Spaß und ist unheimlich spannend. Und dafür braucht es eben auch ganz unterschiedliche Köpfe und sicherlich nicht mehr den klischeehaften Nerd von nebenan.