Interview mit Jasmin Trent, Auszubildende, BW Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, Nürnberg

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„Ich bin überzeugt, wenn sich mehr Mädchen und junge Frauen in die MINT-Berufswelt hinein trauen, dass sie dort auch ihren Wunschberuf finden können. So wie ich!“

Welchen Rat würden Sie anderen Mädchen geben, die eine Ausbildung im IT-Bereich machen?



Wichtig ist, sich nicht unterkriegen zu lassen. Berufe im IT-Bereich werden größtenteils immer noch von Männern ausgeübt. So bin ich beispielsweise bisher die einzige junge Frau in meiner Berufsschulklasse.

Viele Unternehmen glauben immer noch, dass Männer mehr Ahnung in technischen Berufen hätten als Frauen. Für Mädchen ist es grundsätzlich auch erstmal schwieriger, überhaupt zu Vorstellungsgesprächen eingeladen zu werden. Man sollte aber zu seiner Berufswahl stehen und sich nicht einschüchtern lassen. Genauso gut können nämlich auch Männer Berufe im sozialen Bereich ausüben. Und auch wenn man nicht optimale Noten (wie z.B. in Mathe oder Physik) hat, soll man sich trauen, denn viele Unternehmen schauen nicht nur nach Noten, sondern v.a. nach dem sozialen Verhalten, den Umgangsformen des Bewerbers und den persönlichen Erfahrungswerten, die man in die Ausbildung mitbringen kann.
Von Vorteil ist es auch, wenn sich Schülerinnen einen IT-Praktikumsplatz vor der Ausbildung suchen, damit sie eine grobe Vorstellung davon bekommen, was in der Ausbildung auf sie zukommt.

Speziell empfehlen kann ich außerdem zum Einen das Berufswahl-Portal der Bundesagentur für Arbeit http://www.planet-beruf.de, in dem es auch richtig viele Informationen zu MINT-Berufen gibt und zum Anderen das Magazin „MINT for you“.

Warum würden Sie anderen Mädchen Ihren Ausbildungsberuf empfehlen?



Mein Ausbildungsberuf Fachinformatikerin für Systemintegration ist vielseitig, es gibt immer etwas Neues zu lernen, daher wird es auch nie langweilig. Und für alle, die gern tüfteln, ist dieser Beruf einfach optimal, da es auch knifflige Aufgaben zu lösen gilt. Nicht zu vergessen ist auch der Kontakt mit anderen Menschen. Viele denken immer noch, dass IT-ler wenig Kundenkontakt hätten, doch dem ist nicht so. In meinem Fall betreibe ich sehr viel Kommunikation mit unseren Verlagsmitarbeitern, da ich im betriebsinternen IT-Support tätig bin. Die Mitarbeiter rufen an, schildern ihr Problem und je nach Schwierigkeitsgrad, lässt dieses sich schnell oder etwas zeitintensiver beheben. Was meinen Ausbildungsberuf auch so empfehlenswert macht, sind die Erfolgserlebnisse, wenn man den Kolleginnen und Kollegen helfen kann. Mittlerweile gibt es Gebiete, in denen ich meine Aufgaben mit erheblich weniger Zeitaufwand erledige als am Anfang meiner Ausbildung, z.B. wenn ein Drucker nicht funktioniert. 

Ich habe außerdem schon eine EDV-Schulung über Outlook und Word für den gesamten Verlag und eine über Zeiterfassung für unsere neuen Azubis gehalten. Außerdem bin ich häufig im ganzen Unternehmen unterwegs, um die Sicherheitsupdates auf dem aktuellen Stand zu halten. Kommunikation ist also auch in IT-Berufen enorm wichtig.



Wie war die Reaktion von Freunden und Familie, diesen Ausbildungsberuf auszuwählen?



Meine Familie und Freunde haben an meiner Entscheidung nie gezweifelt v.a. durch diese bin ich auch erst auf diesen Beruf gekommen. Für Außenstehende sieht das ein bisschen anders aus. Dort erntet man oft bewundernde bzw. auch skeptische Bemerkungen, da viele es sich nicht vorstellen können, dass eine Frau einen Männerberuf ausübt.


Jasmin Trent ist Auszubildende zur Fachinformatikerin der Fachrichtung Systemintegration im 3. Ausbildungsjahr beim BW Bildung und Wissen Verlag in Nürnberg. Als MINT-Botschafterin ist es für sie sehr wichtig, Mädchen und junge Frauen darin zu bekräftigen, mehr in die Welt der MINT-Berufe hinein zu schnuppern und somit wertvolle Erfahrungen zu sammeln. „Noch immer werden MINT-Berufe wie z.B. auch meiner zum größten Teil von Männern ausgeübt, was ich natürlich tagtäglich selbst miterlebe. Dadurch werden zwar häufig viele Mädchen und junge Frauen eingeschüchtert, doch meine Aufgabe ist es, ihnen zu zeigen, dass dies kein Hindernis sein darf!“, so Jasmin Trent. Wichtig sei, sich davon nicht unterkriegen zu lassen, sondern aktiv zu werden, dass sich hier etwas ändert und dass auch mehr Frauen in diese Berufe einsteigen wollen. Ausgezeichnete Chancen zum Kennenlernen von MINT-Berufen bietet der jährliche „Girls‘ Day“, bei dem sie selbst im Verlag schon Schülerinnen motivierte, ihre technischen Talente zu entdecken.